Klostergärten faszinieren bis heute durch ihre klare Gestaltung, ihre ruhige Atmosphäre und die reiche Vielfalt an Nutz- und Heilpflanzen. Ihre Ursprünge reichen bis in das 6. Jahrhundert zurück, insbesondere in benediktinischen Klöstern. Gemäß der Benediktinerregel sollte sich ein Kloster so organisieren, dass alles Notwendige wie Wasser, Werkstätten – und eben auch ein Garten – innerhalb seiner Mauern zu finden war. Das Ziel war die Selbstversorgung und Unabhängigkeit.
Gärtnern als geistige und körperliche Praxis
Mönche und Nonnen kultivierten in ihren Gärten nicht nur Gemüse, Obst und Küchenkräuter, sondern auch eine Vielzahl an Heil- und Zierpflanzen. Die Gartenarbeit galt als sinnvolle, gottgefällige Tätigkeit, die den Tagesrhythmus strukturierte und gleichzeitig der Versorgung von Gemeinschaft und Pilgern diente.

Zentren der Heilkunde und des Pflanzenwissens
Viele Mönche konnten lesen und schreiben, sammelten über Generationen hinweg Erfahrungen zur Heilwirkung von Pflanzen und überlieferten diese in ihren Texten. Berühmte Persönlichkeiten wie Hildegard von Bingen verbanden antikes Wissen mit Volksmedizin. Sie ist bekannt für ihre Überlieferungen zur Naturkunde und Medizin, insbesondere zur Frauenheilkunde.
Damals wie heute fanden Pflanzen wie Baldrian, Johanniskraut, Ringelblume oder Frauenmantel vielseitige Anwendung in der Heilkunst.
Klar gegliedert und vielfältig bepflanzt
Typisch für Klostergärten ist eine strukturierte Anlage, meist mit geometrischer Wegeführung und verschiedenen Bereichen: einem Heilpflanzengarten, Gemüse- und Obstbeeten sowie manchmal einem Ziergarten. Dabei wurden Hochbeete und Mischkultur schon im Mittelalter in die Gärten integriert. Obstsorten wie Apfel, Birne, Quitte oder Mispel waren ebenfalls verbreitet. Wege waren nicht nur funktional, sondern auch von symbolischer Bedeutung, etwa in Form eines Kreuzes.

Symbolische und religiöse Bedeutung
Klostergärten waren Orte der Arbeit sowie der Kontemplation. Viele Pflanzen trugen symbolische Bedeutungen: Immergrüne Pflanzen wie Rosmarin standen für das ewige Leben, Obstbäume für die Auferstehung. Der sogenannte „Hortus conclusus“ – der verschlossene Garten – galt als Symbol für Maria und das verlorene Paradies.
Pflanzen wie die Madonnenlilie, Rose oder Akelei wurden mit der Gottesmutter in Verbindung gebracht. Auch Schutzpflanzen wie Beifuß oder Johanniskraut wurden traditionell eingesetzt, um böse Kräfte abzuwehren.
Klostergärten vereinen praktisches Wissen, spirituelle Tiefe und kulturelle Symbolik. Sie sind bis heute ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie Natur, Glauben und Lebenskunst miteinander verbunden sein können.